HESH rezensiert Der Marsianer von Andy Weir
Intro
Mein Boss schmeißt Pfandflaschen in den Mülleimer, nach langen Tagen im Klamottenladen. Ich liebe ihn dafür, denn ansonsten is’ er eher der Energie-Spar-Lampen-Typ. Herr Falschgold benimmt sich ebenfalls wunderlich: Er schenkt mir den Marsianer, und beklebt die Klappentexte mit einem weißem Papier, an dessen Rückseite ein superspezieller Weltraum-Leim haftet, der bei dem Versuch es wieder abzuziehen, das ganze Buch zerreißt. Keine Panik, Vorhaben sofort eingestellt. Und von dem Buch, welches ER in unserer heutigen Sendung besprechen will, verrät er noch nicht mal den Namen.
Kurz, mit solchen Leuten geht noch was.
Auch: Ich hatte überlegt mich zu pampern, (Windelgröße XXL), als ich vor 2 Monaten, direkt vorm Einfahren ins Hospital – zu einer klitzekleinen OP Namens Fundoplicatio – das neue Buch von James Ellroy, Perfidia, geschenkt bekam. Ebenfalls von Herrn Falschgold.
Nun, es kam anders. Anstatt lustvoller Tröpfchenbildung, eher Wüste Gobi: Ich schaffte, in einem für mich endlos langen sowie schmerzvollem Monat, geschlagene 60 Seiten von Perfidia, empfand jedes Wort als aufgesetztes Geschwätz, und war mir sicher: Du kannst grad kein Buch lesen. Nichts. Geh’ spazieren, spiel’ Gitarre oder an dir selber rum, denn Mr. Ellroy ist ja wohl mit Abstand der HERO deines Lebens, seit du lesen, denken, oder irgendwas kannst …,
… mal abgesehen vom selbsttherapeutischen Wortschwall in The Hilliker Curse – kein Mensch will wissen, welche Vollmeise, oder in diesem Fall, welch obskure Pathologie im Verhältnis zu Frauen, ein für sein Werk verehrter Schriftsteller hat. Wahrscheinlich hat der Mann deutsche Wurzeln, hin und wieder kommen die eben durch …
Anyway, den Marsianer von Andy Weir habe ich dann in drei Tagen, ja was, eingehaucht? Floss die Kehle runter wie ein gutes Vitello Tonnato, scheiß’ auf die künstliche Engstelle am Mageneingang.
Zum Buch:
1.)
Wie es dazu kam, dass ein Astronaut allein auf dem Mars zurückgelassen wurde, bleibt hier unbesprochen.
Was noch alles passiert, und erst recht, wie die ganze Sache am Ende ausgeht, wird auch nicht verraten.
Denn Stress mit Herrn Falschgold, ist in etwa so angenehm, wie wenn ein mit Chrystal vollgepumter Uhu, seine Krallen in deine Kopfhaut reinhackt.
Fest steht: Der Name des Astronauten lautet Mark Watney, und seine Crew, zurück an Bord der Hermes, dem einzigen Raumschiff seiner Klasse, lässt schwer den Kopf hängen. Es scheint ein einsamer Gang zu werden, dieser Heimflug zur Erde. Sie müssen davon ausgehen, dass Mark Whatney tot ist. Die Biodaten seines zerstörten Raumanzugs, waren in diesem Punkt unmissverständlich. Natürlich haben sie alles versucht seine Leiche zu finden, um wenigstens sie mit zurück zur Erde nehmen zu können. Niemand wird zurückgelassen, denn ein Sandsturm auf dem Mars, ist wie Krieg in der Ukraine: sobald Menschen zu schaden kommen, wird es inakzeptabel. Aber, hätten sie noch länger nach ihrem Kameraden gesucht, wäre im Sandsturm auch die Landefähre zerstört worden. Und sie wären alle draufgegangen.
Fest steht weiterhin: Mark Watney lebt. Und ist nun allein. Auf dem Mars. Die nächste planmäßige Mars-Mission ist in ungefähr vier Jahren geplant.
Oder so…
Nur leider nicht in der Gegend, wo seine kleine Bodenstation steht. Sondern zirka 4000 Kilometer weit entfernt, mitten im Schiaparelli-Krater …
Immerhin, er verfügt über zwei Marsrover.
Welche dafür ausgelegt sind, ein wenig um die Station zu kurven, um Gesteinsproben zu nehmen.
Hm.
Food?
Äh, ich meine: Nahrungsmittelvorräte?
Reichen für ungefähr 100 Tage …
Ah ja.
Also allet eher Apollo.
Nix is’ mit Star Wars.
2.)
Mark Watney, sieht aus wie der US-Filmstar Matt Damon.
Passt wunderbar, denn zufälliger Weise hat Matt Damon, die Hauptrolle in der Verfilmung des Buches übernommen. So muss sich niemand umgewöhnen.
Und ganz hush-hush-Hesh: Einige Verschwörungstheoretiker wollen mittels schlampig zusammengepanschter Filmchen sogar beweisen können, dass Matt und sein Team, jene NASA Hallen als Kullissen für den Dreh benutzen wollten, in denen im letzten Jahrhundert Neil Armstrong den Mond betrat. Dabei weiß jeder Idiot, dass der Mars eine völlig andere Bodenbeschaffenheit hat, als der Mond.
Sowas.
Na Heshie, kommste in die Gänge?
Is’ halt nich ganz einfach, mal wieder über ein Buch zu schreiben, von dessen Inhalt man wenig, bis gar nichts preisgeben will. Und zwar, weil ich will, dass du, genau: du, das Buch selber verschlingen kannst! So wie, sagen wir mal, eine Urlaubsbekanntschaft. Zauberworte wären hier: Neu. Anders. Überraschung! And a loootta fun …. Wenn die Dame dabei nicht schwanger wird, gibts nicht mal Stress. Gut, jetzt isset’ raus: Hesh sitzt im Freibad Mockritz, weil- leider keene Kohle …
… für Kuba.
Was ihr hingegen ruhig wissen könnt:
Mark, unser einsamer Mars-Astronaut, hat so ungefähr eine Zillion Probleme zu lösen. Jedes einzelne davon ist, nicht potentiell, sondern richtig fett – lebensgefährlich.
Ein tödlicher Fehler darf aber, zumindest zu Anfang, einfach nicht passieren. Wer würde wohl schlappe 400 Seiten weiterlesen, über, “den Mann auf dem Mond”, äh Mars…, wenn der Hauptheld auf Seite 12, am Tag 5 der Mission, aufgrund einer lästigen Mondstauballergie (arrgh, ick geb’s auf…) potzblitz erstickt wäre, und der Rest des Buches nur noch verwackelte Bilder von der Marssonde Pathfinder zum Thema hätte? What? Pathfinder hat schon vor Jahren den Geist aufgegeben? Gut, die restlichen 380 Buchseiten wären also weiss, genau wie die Mondoberfläche …
Mein Dad früher, wenn klein Heshie nach 10 Minuten Spartakus gucken winselte:
“ Stirbt der Kirk jetz’?”
“Jetzt schon, Sohn? Da wär ja jetzt schon der Film zu Ende, Hö, Hö, Hö …!”
Also, ein paar seiner Probleme in seinem neuen fulltime job, genannt:
“Überleben auf dem Mars, sowie: herumreisen auf dem Mars und dabei möglichst auch noch zu überleben …”
… wird der liebe Mark schon lösen müssen, denn Short Storys verkaufen sich zäh bis gar nicht mehr, und seit Stand by me von Mr. King basiert erst Recht kein Hollywood-Film auf ihnen.
Und was würde dann bitteschön, aus Matt D., und dem lustigen Trailer auf YouTube?
Ok, Mr. Ridley Scott würde sicher wieder mal einen neuen, alten – oder alten, neuen – Kriegsfilm drehen.
Ist eh alles Sand, wo keine Erde ist.
Staub und Sand.
Ob auf Mars und Mond, oder in Afghanistan.
Jedenfalls:
Matt…, nein, Mark, ist Botaniker.
Humorvoller Typ.
Gelassen. Siehe auch: Mentale Stärke, wie olle Bierhoff das “sprechblasieren” würde … (zur Erklärung: Oliver Bierhoff – Mitglied im Stab der deutschen Nationalmannschaft, ohne näher gekennzeichneten Aufgabenbereich. Der Verf.)
Zurück zu Marky: Er ist klug, pfiffig und smart.
Ohne dabei zu nerven. ( Is’ zwar außer ihm eh’ keiner da, uff’m Mars, aber trotzdem …, UNS unterhält er prächtig …) Und zum Schluss, und extrem wichtig:
Mr. Watney, ist ein waschechter Ami.
Einer von der Sorte, die selbst in der ausweglosesten Situation immer straight, weiter nach vorn geht. Er gibt niemals nicht auf, das Spiel, weil, letzten Endes, ist das ganze Leben doch auch nichts anderes-
als ein Spiel.
Oder?
Manchmal schmeißt’s mich, vor lauter selbstauferlegtem Nachempfinden, (HALLO?, gibts ein Wort für deinen Blattsalat?), also, vor lauter Empathie für das Schicksal von Mr. Watney, lande ich bisweilen in der Schmollecke, z.b. wenn der Mann – nach einer kleinen Explosion seiner Bodenstation, und mit nichts als seinem Raumanzug zwischen sich und der Unendlichkeit des Universums – nichts besseres zu tun hat, als seine Panik mit ‘nem coolen Joke zu neutralisieren und im nächsten Moment bereits verschiedene Lösungen des, oder der, natürlich höllisch komplexen Probleme durchgeht.
Seit ihr Amerikaner wirklich so anders?
Maybe.
Cool.
On the other hand, it scares me in a way …
Na ja, ein weites Feld. Womit wir bei Effi Briest wären. Und diesem anderen Roman: Werner Holt. Das eine Buch kotzlangweilig, das andere brandgefährlich, für die Seelen kleiner Jungs die gerne Krieg spielen.
Keine Wahl: Denn das war sie in etwa: die Schulbuch-Pflichtlektüre im Osten.
Immer wieder ein gutes Gefühl zu wissen, dass die Ex-SED Kader, in ihren einstöckigen Villen in weiß mit Holz-Umantelung, so schön am Stadtrand gelegen in all dem herrlichen Grün, hoffentlich bald alle miteinander verrottet sind …
Zur Roten Zora von Kurt Held, oder, dem Totenschiff von B. Traven, hätten die mich nicht zwingen müssen. Aber da gehts ja auch um die Freiheit, und darum, wie es sich anfühlt, wenn sie dir genommen wird.
Det ging natürlich nun nich’.
Für Ein plötzlicher Todesfall von J.K. Rowling hätte ich den Bonzen allerdings bereitwillig den Wartburg gewachst, und für Den Marsianer von Andy Weir, wäre ich sogar in die Partei eingetreten.
Auf der Stelle.
Es ist das Super-Duper-Schulbuch schlechthin.
Die Sendung mit der Maus meets Science Fiction: Sach- und Sozialkunde in 3D.
Voller deftiger und zugleich subtiler Erotik für Kids deren Säfte gerade erwachen, ganz ohne zu belehren oder gar zu missionieren erzählt diese Buch, was im ganzen Universum gilt, außer vielleicht hinterm Mond:
Lern was, streng dich an, irgendwann lohnt sich das, oder besser: du wirst es brauchen, denn manchmal wirds echt nicht anders gehen, Mann!
Darüber hinaus, macht diese Auffassung bei dem einzelnen Individuum nicht halt: Auch innerhalb einer Organisation, im Buch ist es die NASA, die amerikanische Raumfahrtbehörde: kann nur der Mut zum Risiko, die seelische Immunität bei Rückschlägen, sowie, nennen wir es mal: eine mehr als lebhafte Debatten-Kultur, zum Erfolg führen.
Womit wir bei den involvierten, in diesem Falle, so stolzen Nationen wären: Den USA, na klar, und der Volksrepublik China.
Und siehe da: Es geht. Vorurteile zerbröseln, Prestige-Projekte werden hinten angestellt: Mark Watney wird zum Ehrenbürger, nicht seines Heimatlandes, oder der gesamten westlichen Hemisphäre, nein – der ganzen Erde.
3.)
Am Schluss die Frage:
Was hätte ich in so einer Situation gemacht?
Ich meine, nach dem Blähdurchfall …
Mich gefreut, dass die schlimmste Gefahr für Leib und Leben, der Mensch – in all seinen Extrempositionen, vom Nazipansen aus Gorbitz und Freital, über den IS – zur Zeit noch – in Syrien und dem Irak, bis hin zum Sinaloa-Kartell in Mexiko – hier oben, nicht an mich ran kommt?
Dass ick endlich mal so richtig sicher bin, allein auf dem Mars?
Keine Umweltkatastrophen, Kriege, Anrufe von Ex-Frauen inklusive Unterhaltsforderungen, oder dieses flaue Gefühl beim Öffnen von Briefumschlägen, welche heutzutage eh nur noch besonders saftige Rechnungen umkuscheln. Und, was bitte schön, ginge mich hier das Gesülze der Grünen von der Erderwärmung an?
Oder hätte ich Sehnsucht? Nach all dem Pack, allen voran, nach Fran? Na sicher doch. Oh Baby …!
Was mir wirklich durch den Kopf schoss, ist schnell erzählt:
Du würdest es nicht packen.
Warum nicht?
Komm, lass mal sehen, was du drauf hast:
– Wissen, siehe auch: umfassende Bildung
Könnte besser sein. Gefährliches Halbwissen ist Volksport, I’m in the rear with the gear…
– Mut
Na eher Wut.
– Mentale Stärke
Wenn’s ‘drauf ankommt, ja. Im Räderwerk des Alltags: eher dünne…
– Leidensfähigkeit
Ups – Ganz gut.
– Durchhaltevermögen
Null.
So wäre ich in die Geschichsbücher eingegangen. Der erste Tote auf dem Mars: ein Ex-DDR Bürger, aus dem Kernland des Döners: Sachsen.
Spaß beiseite,
Leseempfehlung: 100%
Heiko “Hesh” Schramm
Zur kompletten Sendung.